Mutzenbacher Autor Felix Salten
Wer war Felix Salten?
Der heute als Felix Salten bekannte Wiener Schriftsteller kam 1869 unter dem Namen Siegmund Salzmann als Sproß einer jüdischen Rabbiner Familie aus Budapest zur Welt. Bereits vier Wochen nach der Geburt von Felix Salten übersiedelte seine Familie nach Wien. Die finanzielle Lage der Familie Salzmann war angespannt, Felix Salten half aus, indem er als Versicherungsangestellter und Kurzgeschichten Autor Geld verdiente. 1896 gelang Felix Salten mit der Nachfolge von Theodor Herzl als Feuilletonchef der "Wiener Allgemeinen Zeitung" der große Durchbruch, ab etwa 1900 schrieb er für alle wichtigen Zeitungen in Österreich und Deutschland.
Im Jahr 1898 machte Felix Salten die Bekanntschaft von Erzherzog Leopold Ferdinand, der ihn mit Klatsch und Tratsch aus dem Kaiserhaus versorgte. Nach und nach spezialisierte sich Salten immer mehr auf Berichterstattung über Hofskandale, zunächst nur in Wien, später in ganz Europa. 1903 bis 1905 veröffentlichte Salten eine Reihe von Portraits der europäischen Monarchen in der Zeitschrift "Die Zeit", zu der er bereits 1902 als Redakteur gewechselt war. Diese Serie erschien allerdings nicht unter dem Namen Felix Salten, sondern unter dem Pseudonym "Sascha".
In weiterer Folge versuchte sich Felix Salten als Bühnenautor, als Librettist für Operetten, arbeitete an zahlreichen Filmen als Drehbuchautor mit, veröffentlichte politische Schriften und übernahm 1927 von Arthur Schnitzler die Präsidentschaft des internationalen Autorenverbandes P.E.N., der sich weltweit gegen die Zensur einsetzte und Frieden und Völkerverständigung förderte.
Ab 1933 widmete sich Felix Salten vorrangig dem Schreiben von Tiergeschichten, deren mit Abstand berühmteste die bereits 1923 verfaßte und 1942 mit großem Erfolg von Walt Disney verfilmte Geschichte "Bambi" ist. 1939 erhielt Felix Salten eine Aufenthaltsgenehmigung für die Schweiz, allerdings unter der Auflage, sich jeder journalistischen Arbeit zu enthalten. Felix Salten starb 1945 in Zürich und ist dort am Israelitischen Friehof Unterer Friesenberg begraben.
Felix Salten und der Josefine Mutzenbacher Roman
Als im Jahr 1906 der Josefine Mutzenbacher Roman als Privatdruck mit einer Auflage von 1.000 Stück in Wien erschien, geschah dies ohne Nennung eines Autors. Es entbrannte eine heftige Debatte, von wem die "Josefine Mutzenbacher" stammen könnte. Der Satiriker Karl Kraus, ursprünglich ein Freund von Felix Salten, mit dem sich Salten jedoch überworfen und ihn sogar öffentlich geohrfeigt hatte, war es, der Felix Salten als möglichen Autor ins Spiel brachte. Felix Salten äußerte sich nie zu dieser Behauptung, allerdings gibt es einige Faktoren, die für Felix Salten als Mutzenbacher Autor sprechen:
- Felix Salten hatte im "Wiener Verlag" von Fritz Freund, in dem auch der Mutzenbacher Roman erschien, das anonym publizierte Werk "Bekenntnisse einer Prinzessin" veröffentlicht, das intime Details aus dem Kaiserhaus verrät.
- Felix Salten war außerdem für sein besonderes Interesse an Skandalgeschichten und erotischer Fiktion bekannt.
- Und Felix Salten hatte die Angewohnheit, nicht alle seine Werke unter eigenem Namen zu veröffentlichen - er schrieb zeitweise unter sechs bis sieben verschiedenen Pseudonymen gleichzeitig.
Obwohl sich Felix Salten nie zu den Vermutungen über seine Urheberschaft an der "Josefine Mutzenbacher" äußerte, gilt er heute allgemein als der wahrscheinlichste Mutzenbacher Autor. Seine Enkelin Lea Wyler sagte dazu: "Das einzige Buch, zu dem er sich nie bekannte, blieb ewig an ihm hängen". Dennoch ist nicht eindeutig geklärt, ob Felix Salten wirklich der Autor der Josefine Mutzenbacher ist, oder nicht. Als weitere mögliche Autoren werden der für seine Sammlung erotischer Darstellungen von Minderjährigen bekannte Wiener Schriftsteller Arthur Schnitzler, der wegen seiner Liaison mit einer Prostituierten aus dem Kaiserhaus ausgeschlossene Erzherzog Leopold Ferdinand Salvator, der später unter dem Namen Leopold Wölfling für den "Wiener Verlag" schrieb, sowie der Wiener Geistliche Hans Kirchsteiger, der aus dem Priesterberuf ausgeschlossen wurde, nachdem er sich an Schulmädchen vergangen hatte, gehandelt.
Mehr Information zur Urheberschaft der Josefine Mutzenbacher
Näheres zum Streit um den Autor der Josefine Mutzenbacher sowie zahlreiche Anekdoten rund um Josefine Mutzenbacher, die Wiener Sittengeschichte des Fin de Siècle und Felix Salten erfahren Sie im Zuge unserer Mutzenbacher Führungen in Wien, aus dem Mutzenbacher Fachbuch von DDr. Anna Ehrlich sowie bei Mutzenbacher Lesungen aus dem Mutzenbacher Roman und dem Mutzenbacher Fachbuch. Bei Interesse an der Buchung von Mutzenbacher Programmen in Wien schreiben Sie bitte an oder rufen Sie unser Büro (Montag bis Freitag 9 Uhr bis 17 Uhr) unter +43 1 966 02 61 an.